Cryonic: Bruderschaft des Kreuzes (Cryonic 2) (German Edition) by Vitali Sertakov

Cryonic: Bruderschaft des Kreuzes (Cryonic 2) (German Edition) by Vitali Sertakov

Autor:Vitali Sertakov [Sertakov, Vitali]
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783492964807
Herausgeber: Piper ebooks
veröffentlicht: 2014-03-30T22:00:00+00:00


(15)

DAS PIG & WHISTLE

»Der Kneipenwirt heißt also Porthos?«, hakte Artur noch einmal nach, während er das Schiff betrachtete. »Sind die anderen zwei denn auch hier?«

»Welche anderen zwei, Herr Schmied?«, fragte Klaus verwundert.

»Ach nichts, vergessen Sie’s, das gehört nicht hierher.«

Zwischen dem Boulevard Bourdon und dem Boulevard Bastille, nur einen Steinwurf vom gleichnamigen Platz entfernt, steckte der Schoner fest, aufgelaufen auf Berge von Müll.

In dieser Gegend kam den hiesigen Gesetzen und Gebräuchen zweifellos kein besonders großes Gewicht zu. Die meisten Menschen gingen ihren Geschäften nach, wären aber nie im Leben auf die Idee gekommen, eine Messe oder Hinrichtung zu besuchen. Dafür brodelte rund um den Place de la Bastille das Leben.

Schon auf dem letzten Stück ihres Wegs war ihnen eine Horde von Kindern hinterhergelaufen. Zunächst hatten sie zwar Angst gehabt, sich dem Panzer zu nähern, und waren sogar in die Hinterhöfe geflüchtet, aber sobald Knirps seine grinsende Visage oben aus der Luke herausgestreckt hatte, waren sie wieder aus ihren Verstecken hervorgekrochen und grölend die letzten dreihundert Meter hinter ihnen hergejagt. Als Artur nun ihre lachenden Gesichter betrachtete und in ihnen nach Entstellungen suchte, konnte er jedoch nichts entdecken: Das waren ganz normale Kinder. Hungrig, das ja, und auch ein wenig zerlumpt – auf alle Fälle aber hochzufrieden angesichts des Abenteuers, einem Panzer gegenüberzustehen. Die Erwachsenen interessierte das Vehikel aus längst vergangenen Zeiten ebenfalls, einige unterbrachen sogar ihre derzeitige Tätigkeit und eilten dem Stahlwunder nach.

»Das sind keine Franzosen«, flüsterte Klaus. »Sie leben schon lange hier, aber sie sind aus Spanien gekommen. Sie wurden aus ihrem Land vertrieben, warum, weiß ich aber nicht. Als sie irgendwann in ihre Heimatstadt zurückkehren wollten, hatte sich das Gebiet der Toten Erde schon so weit ausgedehnt, dass sie hierbleiben mussten. Mein Vater macht gern Geschäfte mit ihnen, behauptet allerdings, dass es den Portefeuilles demnächst an den Kragen gehen würde, denn die Generäle wollen das Land zurück, das sie ihnen vor langer Zeit zugewiesen haben.«

»Wie haben Sie diese Leute genannt?«, fragte Artur, während er Christoph beobachtete, der den lockenköpfigen Kindern Zucker schenkte.

»Portefeuilles, Herr Schmied. Das kommt daher, dass bei ihnen kleine Brieftaschen an den Türrahmen hängen. Sie haben den komischen Brauch, dieses Ding jedes Mal zu berühren, wenn sie durch die Tür gehen. Aber mein Vater sagt, ihr Glaube hindert sie nicht daran, Handel zu treiben.«

Die Gasse durchzog ein tiefer Graben, an dessen Boden sich erstaunlicherweise kaum Müll angehäuft hatte. Über ihn führte eine hochziehbare Brücke, neben der zwei distinguierte Alte in langen schwarzen Mänteln standen und rauchten. Für die Neuankömmlinge hatten sie zunächst nur einen gelangweilten Blick übrig, doch als sie Klaus sahen, ließen sie die Brücke hinunter.

Artur befahl Knirps, im Panzer zu bleiben, denn wenn sie jetzt den Motor ausschalteten, würde die alte Kiste garantiert nicht wieder anspringen. Daraufhin erklärte einer der beiden schwarzäugigen Posten, dass sie ruhig alle zu Porthos gehen und den Motor durchaus ausschalten könnten, denn man habe einen Akku.

Einen Akku?!, staunte Artur. Woher haben die hier einen Akku?!

Der Graben zog sich in beide Richtungen wie ein gieriger Wurm dahin und schottete das Viertel der Portefeuilles von der restlichen Welt ab.



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